Diesmal gehts zu unseren Nachbarn nach Österreich, genauer: Der Schafberg ist unser anvisiertes Ziel. Die Tour stand bei meinem ehemaligen Kollegen und Freund Ludwig schon lange ganz hoch im Kurs. Zahnradbahn, Aussicht und ein kleines Special sollten die Highlights darstellen. Also machten wir uns am 2. August auf in Richtung St. Wolfgang am wunderbaren Wolfgangsee. Direkt im Ort ist die Talstation der berühmten Schafbergbahn. Schon seit dem – wait for it – 01.08.1893 bringt die Zahnradbahn Gäste von St. Wolfgang bis zur Schafbergspitze. Damals noch dampfbetrieben schieben sich heute mit Dieselaggregaten ausgestattete Exemplare wie große Raupen den Schafberg hinauf.
Wer sich dafür begeistert und zudem noch dem Trailrunning verschrieben ist, der sollte sich den 27. Mai 2018 im Kalender markieren. Dann findet nämlich der 19. Schafberglauf statt, bei dem du gegen eine der historischen Dampfloks antrittst.
Aber genug der ausschweifenden Worte, wir müssen schließlich erstmal die Strecke kennenlernen. Heute gehts mal nicht im Laufschritt dem Himmel entgegen. So bleibt mehr Zeit für Konversation und um das malerische Panorama festzuhalten 🙂
Den kostenpflichtigen Parkplatz an der Schafbergbahn verlassen wir in Richtung Norden, passieren noch ein Wohngebiet und landen dann auf einer geteerten Straße, die leicht ansteigt. Nach wenigen Minuten gehts an der Jausenstation Aschinger vorbei, die in der Tat äußerst einladend aussieht. Leider haben wir erst 800 meter hinter uns und somit noch keine Pause verdient. Wir halten uns links und der Weg verjüngt sich zu einem typischen Wanderpfad. Bei mäßiger Steigung gehts jetzt erstmal eine Zeit lang schön gemählich nach oben. Immer wieder lassen sich aus dem umliegenden Wald fast schon mystische Geräusche vernehmen. Wüsste ich nicht, dass sich hier irgendwo die Schafbergbahn durch den Wald schlängelt, würde ich schon leichte Zweifel an meiner Zurechnungsfähigkeit hegen. 1:15 h und 5,5 km später verlassen wir den dichten Wald und der Pfad, der inzwischen mit Wurzeln und großen Steinen durchsetzt wurde führt uns geradewegs auf die Schafberg Alpe zu.
Zuerst gehts aber auf dem Hochplateau noch vorbei an zahlreichen Almen und zum ersten mal offenbart sich uns das panoramatechnische Potenzial dieses Berges.
Nur Minuten später passieren wir die Schafberg Alpe, an der die Schafbergbahn wieder super beobachtet werden kann.
Oberhalb der Alpe wandelt sich der Untergrund ein weiteres mal. Nun steigen wir auf einem äußerst gleichmäßigen, erdigen Untergrund unserem Ziel entgegen. Zudem gibt es hier nicht einen, sondern gefühlt 10 parallele Trails. Woher kommts? Die Schafberg Alpe ist eine Mittelstation der Schafbergbahn. Wer sich die Brotzeit auf dem Gipfel zumindest halbwegs verdienen will steigt hier aus und geht die restlichen 2 km noch zu Fuß zum Gipfel. Entsprechend nimmt auch der Verkehr auf den letzten Metern zu, glücklicherweise ohne wirklich stressig zu werden. Nach ein paar hundert Metern kreuzt man ein letztes mal die Trasse.
Unser Weg führt uns nun vermehrt über Stufen die letzten Meter zum Gipfel empor. Immer wieder kommen uns Familien mit Kleinkindern und Flip-Flops unter – und Solche, die gerade erst von einer 3-wöchigen Arktisexpedition zurückgekommen sind. Das Hotel Schafbergspitze, das schon sich schon seit längerem in unserem Blickfeld prominent platzierte wird immer kolossaler.
Nach gut 2 Stunden erreichen wir den Gipfel, der sich direkt hinter dem Hotel befindet – ein schönes, freistehendes Gipfelkreuz sucht man hier leider vergebens. Der Rest dieses imposanten Ortes allerdings weiß zu beeindrucken. Ringsrum gibts in jede Richtung einen noch besseren Ausblick als der davor. Mondsee, Wolfgangsee und Attersee liegen dem Schafberg unmittelbar zu Füßen. Rechts und links davon türmen sich jeweils nur unwesentlich weniger geniale Berg auf. Knapp unterhalb des Gipfels kehren wir in einer kleineren, aber dafür gemütlicheren Almhütte ein und füllen unsere Speicher wieder auf – mit Bier.
Noch ein paar Schritte weiter unten mündet der Aufstieg über die Himmelspforte in das Gipfelplateau. Die Aussicht über den Mondsee mit diesem Kreuz ist einfach unvergleichlich.
Aber es sollte ja noch ein kleines „Zuckerl“ geben. Da ich nicht weiß, was mich erwartet und die Zeit schon etwas knapp ist mache ich mich mit gemischten Gefühlen auf den Weg. Wir verlassen den Gipfel in Richtung Osten auf einem kleinen Trampelpfad und nur Minuten später merke ich meinem Tourguide an – auch er weiß nicht mehr so 100%ig wo es lang geht. Auch auf meine Nachfragen und sarkastischen Bemerkungen wird nicht eingegangen. Was hat dieser Mann mit mir vor? Nach weiteren 10 Minuten sind wir schließlich am Ziel… Warte, was? Wir stehen vor einem, ich nenne es Loch im Boden. Das Loch hat einen Durchmesser von ca 60 cm und vergrößert sich anschließend zu einer Höhle – so wird es mir zumindest verkauft. Also gut, ich bin nicht klaustrophobisch als los gehts. Auf dem Boden liegen bereits Holzplanken, damit man sich nicht aufschürft. Sofort nachdem ich in die Röhre robbe fällt die Temperatur um gefühlte 15 grad – brrr. Überall tropft es von der Decke, aber das ist es Wert. Ich stehe inmitten einer kleinen Höhle, die einen Blick auf den Attersee zulässt wie sonst wohl nur selten.
Das wars sowas von Wert! Ein wirklich ziemlich fresher Ort – in mehrerlei Hinsicht.
Anschließend gehts dann im Laufschritt bergab. Im Schnelldurchlauf wird mir nochmal deutlich, wie abwechslungsreich und vielseitig sich der Untergrund am Schafsberg verhält. Es gibt angefangen beim Teer am Anfang über Schotterwege, Wurzel- und Steintrails bis hin zu Treppen und steileren Passagen eigentlich nichts, das man hier nicht trainieren könnte. Gepaart mit der unglaublichen Aussicht und dem handlichen Umfang (16 km gesamt, + 1163 hm) ergibt sich eigentlich nur ein Nachteil: Die lange Anreise. Ein Trainingsberg wirds also nicht, aber diese Tour kann ich nur jedem wärmstens ans Herz legen 🙂
Zum Abschluss gibts noch einmal den Versuch euch das Panorama irgendwie zu vermitteln.