So viele Eindrücke von einem sehr genialen Wochenende brauchen auch mehr Platz als üblich hier auf dem Blog.
Deshalb werde ich dir eine Hilfe geben, mit der du direkt an die Stelle im Blog springen kannst, die dich am meisten interessiert.
Ich empfehle natürlich trotzdem, den ganzen Beitrag zu lesen. Die Adidas Infinite Trails sind nicht einfach nur 2 Rennen in einer Weltmeisterschaft.
Was dieses Event so besonders macht erfährst du nur, wenn du den ganzen Blogbeitrag liest!
Die Anreise und Anmeldung
Der Prolog
Der Renntag
Das Rennen
Fazit
Einleitung
2018 sollten die Adidas Infinite Trails zum ersten Mal über die Bühne gehen. Auch letztes Jahr schon wäre ich motiviert gewesen. Aus zeitlichen Gründen aber sah ich da noch von einer Anmeldung ab. Im Nachhinein eine nicht unglückliche Entscheidung, denn bei dem Großevent konnte die Hauptattraktion, das Staffelrennen am Samstag, witterungsbedingt nicht stattfinden. Die Kollegen von uptothetop und Berghasen haben dazu jeweils ein paar Gedanken festgehalten.
2019 war die Situation dann ähnlich. Im März bin ich wieder über die Adidas Infinite Trails gestolpert. Auf der Suche nach zwei weiteren Teamkameraden sah es anfangs noch vielversprechend aus. Je näher das Event rückte, desto unwahrscheinlicher aber war meine Teilnahme. „Haken dahinter – dann mach ich halt wo anders mit“ war mein nächster Gedanke. Wie das Leben so spielt aber wurde ich kurzerhand von einem Bekannten rekrutiert, der aufgrund einer Verletzung selbst nicht antreten konnte. Des einen Glück ist des anderen Leid – anscheinend. An dieser Stelle einmal Danke für das Angebot Patrick! Nachdem auch die Unterbringung geklärt war stieg meine Vorfreude mit jedem Tag weiter an.
Anreise und Anmeldung
Adidas hatte bereits im Vorfeld massig Informationen verteilt. Auf der zugehörigen Homepage waren in einem separaten Athletenbereich nahezu alle Informationen vorab nachzulesen. Gut eine Woche vor dem Event lag eine Mail im Posteingang. Inhalt: Ein „elektronisches Startsackerl“
Auf einer personalisierten Website gabs nochmal alle Infos in geballter Form: GPS tracks, race map, online race briefing, etc. Mir als ITler gefällt sowas natürlich.
Dann ist es endlich soweit. Am 27. Juni gegen 14 Uhr mache ich mich dann auf den Weg in Richtung Bad Hofgastein. Dort angekommen braucht Geri, unser tapferer LOOP 2 Läufer, den ich unterwegs eingesammelt habe, und ich nicht lange um uns einen Überblick zu verschaffen. Das Gelände ist klar und eindeutig beschildert. Die Registrierung ist unkompliziert und sehr professionell organisiert. Das selbsterstellte Gesundheitsattest und die übliche obligatorische Zettelwirtschaft können im Anschluss gegen ein violettes „Festivalbändchen“ und ein echtes Startersackerl getauscht werden.
Zuerst zum Startersackerl: Wie mittlerweile üblich kommen die Goodies in einem stylischen Adidas Terrex Turnsackerl daher. Aber siehe da? Das einzige Teil, dass keinen unmittelbaren Mehrwert bietet sind 10 „Gasteintaler“ – eine lokale Währung. Ansonsten mit drin: Cap, Socken (Größe wurde vor Ort erfragt) und ein Faltbecher. Sehr gut Adidas – die nehmen das Thema Nachhaltigkeit zumindest hier ernst. Das wird sich später auch noch zeigen.
Nun zum Festivalbändchen: dem schlichten lila Armschmuck wohnen die zahlreichen „Gutscheine“, die mit einem Startplatz einhergehen, quasi inne. Egal ob beim Athletenbrunch am Freitag oder der Eintritt in die Therme. Einmal mit dem richtigen Arm gewedelt und schon kanns losgehen.
Apropos losgehen. Bis zum Start des Prolog sind es nun keine 2 Stunden mehr. An dieser Stelle sei der Modus, der bei der Weltmeisterschaft gelaufen wird, kurz erklärt.
- Die Adidas Infinite Trails Worldchampionships sind ein Teamevent mit 3er-Staffeln. D.h. um in diese Wertung zu kommen müssen 3 Leute ein Team bilden
- Am Donnerstagabend um 18 Uhr startet der sog. Prolog.
Im Prolog laufen alle Teilnehmer die gleiche Strecke von 15km und 900 hm. - Die Zeiten aller 3 Teammitglieder werden aufaddiert. Das schnellste Team startet am Samstagmorgen um 4 Uhr als erstes. Alle weiteren Teams starten nun im Anschluss mit einem individuellen Zeitversatz, der den Rückstand vom Prolog im Verhältnis wiederspiegelt (nicht 1:1). Der Umrechnungsfaktor richtet sich nach meinem Verständnis danach, wie groß die Zeitspanne zwischen schnellstem und langsamstem Team im Prolog war. Das langsamste Team vom Prolog startet genau 60 Minuten nach dem Schnellsten – Samstag um 5 Uhr morgens.
Das heißt im Klartext: Wer am Donnerstag schon gut Gas gibt kann am Samstag früher starten und hat weniger Leute vor sich.
Soweit die Theorie. In der realen Welt hat es auch um 18 Uhr Abends noch gefühlt 30 Grad und die Meisten, wie ich auch waren wohl am selben Tag noch in der Arbeit, sind angereist oder haben einfach noch einen Jetlag.
Der Prolog
Es stehen uns 15 Kilometer und 900 Höhenmeter bevor. Gut 30 Minuten vor dem Start begeben wir uns in den Start/Zielbereich, der in der Alpgarten Arena platzgefunden hat. Eine sehr gute Wahl! Zur Arena führt ein gut 100 meter langer Korridor, um den sich auf der einen Seite mitgereiste Fans und Urlauber versammeln. Auf der andere Seite ist der Athletenbereich. Die Anspannung steigt nun langsam an. Ich habe mich für meinen Salomon S-Lab Sense 7 als Laufschuh entschieden. War das die richtige Wahl? Ich weiß, dass der Schuh meinen Waden auf längeren Flachstücken immer wieder Probleme macht. Auch hab ich mich gegen meine Stöcke entschieden. Bei so vielen Läufern auf so engem Raum würden sie mich mehr behindern oder gar zur Gefahr für andere werden, als mir einen Mehrwert zu bringen – so meine Überlegung. Ob sich all diese Gedanken bewahrheiten würden, sollte ich bald erfahren.
Die Rennleitung gibt den Startkorridor frei und die Masse setzt sich langsam in Bewegung in Richtung „Check-In“. Beim Check-In wird akribisch notiert, wer mit Stöcken startet und wer ohne. Das Reglement sieht vor, dass man mit gleichem Equipment ins Ziel kommen muss, wie man auch gestartet ist. Doch der Check-In hat scheins noch eine weitere Funktion. Beim Passieren wird der Chip für die Zeitnehmung erst „aktiviert“. Wer sich über die Absperrung mogelt oder meint, er sei der tollste Hüpfer und stellt sich einfach von vorne an bekommt die Quittung – keine Zeitnahme – kein Finish – kein Adidas Infinite Trails am Samstag. Zumindest keine Wertung.
Wir platzieren uns im ersten Drittel und lassen die Blicke schweifen. Geri macht mich immer wieder darauf aufmerksam, was für Granaten in unserer unmittelbaren Nähe stehen. Ich kenne nur wenige Namen, was sich aber in den nächsten Tagen noch ändern sollte. Um die Stimmung etwas aufzulockern wollen die Kommentatoren des Events aufzeigen, wie international das Starterfeld ist. Bei der Nennung seiner Nationalität solle man sich einfach lautstark zu erkennen geben. Und tatsächlich: Vor allem Australien, die USA und Russland haben wohl eine kleine Langstreckenmaschine zur Hälfte füllen können. Ich bin beeindruckt. Aber gehts jetzt endlich mal los?
Die Menge setzt sich in Bewegung
Um Punkt 18 Uhr knallts einmal heftig und die Menschentraube gerät in Fahrt. In einer kleinen Runde durch Bad Hofgastein entzerrt sich das Feld mühsam ein kleines bisschen. Als sich die ersten Höhenmeter in das Profil mischen aber staucht sich das Teilnehmerfeld wieder zusammen. Der Aufstieg bis zum Das Goldberg aber ist noch relativ breit und so kann ich noch ein paar Plätze gutmachen. Auf dem anschließenden Vogellehrpfad ist das aber nicht mehr ohne Weiteres möglich. Der steile Singletrail lässt mich nach kurzer Zeit schon meine Stöcke vermissen. Irgenwie bin ich doch der Stocktyp (badum tss). In Ermangelung an adäquaten Gehhilfen stemme ich meine Arme in die Knie und reihe mich in der Karawane ein.
Nach gut 8 Kilometern und 800 Höhenmetern passiere ich die einzige volle Verpflegungsstation. 1 Becher Iso und ein kleiner Klumpen irgendeines Powerbarriegels müssens tun. Die Konkurrenz packt schließlich auch nicht das Brotzeitbredl aus. Der anschließende Downhill beginnt vielversprechend. Ein eher schmaler Trail, ein paar Wurzeln und Steine und das Gefälle variiert. Leider gehts für mich viel zu früh dann auf einer Forststraße die restliche Zeit hinunter. Ich verliere ungefähr sechs oder sieben Plätze auf der Forststraße. Wirklich irre was manche Leute hier bergab abziehen – da kann ich nicht mithalten.
Aber wartet ihr nur … Zurück in Bad Hofgastein gehts nämlich nochmal gut 2 Kilometer auf der Ebenen bis ins Ziel. Die verloreren Plätze hab ich relativ schnell wieder reingelaufen und kann sogar noch ein bisschen Boden gutmachen. Nach 1:30:08 komme ich wieder in der Alpgartenarena an. Das sind gut 21 Minuten nach dem Spitzenathleten Toni Palzer, der den Prolog für sich entscheiden kann. Ich reihe mich auf Platz 110 ein – noch vor dem deutschen Nordischen Kombinierer Eric Frenzel!
Nachdem auch meine zwei Teamkollegen im Ziel sind ( Geri 1:41:41, Eva: 2:06:09 ) haben wir unsere Bäuche erstmal an den üppig ausgestatteten Verpflegungszelten aufgefüllt. Bei alkoholfreiem Weißbier, Powerbarriegeln, Melone und Erdnüssen analysieren wir das Rennen und schätzen unsere Startzeit für Samstag ab. Irgendwann ereilt uns eine äußert wichtige Information.
Für alle Athleten gibt es im Athletengarten bei der Alpentherme CHILI CON CARNE GRATIS!
Umgehend schließe ich dieses Event in mein Herz und so schnell vermag Nichts und Niemand mehr daran etwas zu ändern. Ich dränge entsprechend auf das baldige Erscheinen an diesem wunderbaren Ort. Auch beim Chili ist der Fokus auf Nachhaltigkeit zu spüren. Serviert wird in einem Laib aus Brot, der Löffel ist aus nachwachsendem Bambus.
Maximal gestärkt kann ich die Zeit bis zum Athletenbrunch am Freitag nun wahrscheinlich überbrücken.
Der Freitag
Der Name impliziert es. Wir haben frei, aber doch nicht so ganz. Wir müssen nicht laufen, aber wir müssen zuhören. Am Freitag ist das verpflichtende Racebriefing. Doch damit möglichst Ruhe im Saal herrscht hat sich Adidas etwas einfallen lassen. Getreu dem K.I.Z-Song Glücklich & satt gibt es ab 11 Uhr ein Brunch für alle Athleten – wiederum gratis. Das Brunch wurde von adidas Runners nutrition expert Lottie Bildirici „entworfen“ und ist wirklich von hoher Qualität und schmeckt vor allem auch. Bei bestem Wetter lässt sichs so super in den Tag starten.
Equipmentcheck
Nach dem Brunch gehts für mich zum Equipment-Check. Hier wird die verpflichtende Basisausrüstung überprüft. Trotz der voraussichtlich stabilen Wetterlage und der hohen Temperaturen muss eine regendichte Jacke mitgeführt werden. Das finde ich auch völlig in Ordnung, nur habe ich ein persönlich-individuelles Problem damit. Meine Goretex-Jacke erfüllt zwar die Anforderungen, ist aber derart voluminös, dass sie in meiner Laufweste nicht so recht Platz finden will. Ganz zufällig hat Intersport Fleiss eine passende Jacke im Adidas Home of Terrex – Bereich parat. Ich tätige eine „Investition für die Zukunft“ und spare zwar kein Geld, dafür aber gut 150 Gramm und die Hälfte des Platzbedarfs ein.
Zurück beim Equipment-Check muss ich nun wirkich jedes Teil der Ausrüstung vorweisen. Sehr vorbildlich wie ich finde!
Better safe than sorry
Die Basisausrüstung wird später im Racebriefing um 2 Dinge erweitert und sieht schlussendlich so aus (von der Website entnommen):
- (foldable) cup or flask (no cups provided)
- Carrying capacity for at least 1 liter of water or other drinks during the race (our recommendation: 1 liter) – Aufgrund des Szenarios HOT verpflichtend
- Running backpack or vest
- Waterproof jacket
- Long-sleeve top and long pant (The long-sleeve top may be replaced with an additional t-shirt plus arm warmers, which cover the forearm and the upper arm, i.e. the arm warmers must cover the elbow and above.)
- Headlamp (für LOOP 1, für LOOP 2 und LOOP 3 nach eigenem Ermessen, Drop-Out wenn bei bestimmten Zeitpunkten an Verpflegungsstationen nicht mitgeführt)
- Whistle (can be integrated in trail running backpack or chest strap)
- GPS device or watch or alternatively, printed version the of route map (issued at the race briefing)
- Mobile telephone that is charged and switched on, and on which the GENERAL EMERGENCY number is saved in order to make emergency calls (it is essential to ensure that the mobile phone can make calls in Austria)
- First aid kit (incl. 1 rescue blanket, 2 compresses 10×10 cm/ 4×4”, 2 gloves, 2 first aid dressings size M or 2m elastic adhesive bandage).**
- Kopbedeckung
Ist alles an Board wird der Rucksack mit einer Plombe versehen. Am Samstag kann ich somit ohne weitere Verzögerungen direkt durch den Check-In in die Transition Zone an den Start gehen.
Zur Klarstellung: Ich kann den Rucksack wieder mitnehmen und die Plombe hindert mich auch nicht daran noch etwas rauszunehmen oder hinzuzufügen. Es ist kein „Siegel“, sondern einfach nur eine Markierung, dass ich beim Equipment Check alle geforderten Gegenstände vorweisen konnte.
Um 14 Uhr beginnt das deutschsprachige Racebriefung im Kursaal. Ein kleiner Stempel beim Eingang bescheinigt uns die Teilnahme. Der Moderator gibt uns generelle Hinweise zur Streckenmarkierung und geht im Anschluss etwas detaillierter auf die einzelnen Loops ein. Nach gut einer Stunde sind wir hinreichend gebrieft und ich spüre die Vorfreude schon ein kleines bisschen. Direkt im Anschluss holen wir uns noch unsere Startnummern ab.
Den restlichen Nachmittag flanieren wir noch durch den Athletengarten. Venues von Powerbar, Compex, Blackroll und natürlich Adidas lassen das Sportlerherz höherschlagen. Der Gratiskaffee rundet das „Erlebnis“ als Gesamtpaket ab. Mit der Theragun von Compex versuchen wir die müden Muskelpartien zumindest ein bisschen wachzurütteln. Am späten Nachmittag treten wir dann alle die Heimreise an. Etwas seltsam ist die Situation für mich zumindest schon. Während Eva bereits um 4:25 Uhr in das Rennen startet und damit ungefähr um 3 Uhr morgens aufstehen muss könnte ich 12 Stunden länger schlafen, da vor 16 Uhr nicht mit meinem Start zu rechnen ist. Seltsam aber irgendwie auch aufregend. Ich bin gespannt wie sichs mit diesem Wissen schlafen lässt. Zuvor aber gibts es noch eine unerhört große Portion Nudeln mit Tomatensoße und ein paar Youtube-Videos zum Thema Trailrunning.
Der Renntag
Ich wache gegen 9 Uhr auf. Erste Tätigkeit: Live-Ergebnisse checken! Wer führt, wo stehen wir?
Ich sehe, dass Eva nach 4:09h um kurz nach halb 9 an Geri übergeben hat. Wieder stellt sich ein seltsam aufregendes Gefühl ein. Ich lieg hier gechillt im Bett, Eva ist wahrscheinlich gerade noch ziemlich fertig mit der Welt und Geri ist auf eine utopische 60Kilometer-Reise aufgebrochen. Der Kaffee wirds schon richten. Noch einmal die Ausrüstung prüfen, dann nochmal. Nachdem ich alles im Auto untergebracht habe prüfe ich nochmal ob ich wirklich nichts vergessen habe.
Gegen 12 Uhr bin ich wieder im Athletengarten und lasse mich bei beruhigender Musik in einem Beanbag nieder.
Um 14 Uhr vertreibe ich mir bei einem Batik-Workshop nochmal die Zeit und treffe dabei gleich noch ein paar Bekannte. Die Stimmung ist super! Manche waren schon auf der Strecke im Loop 1, Manche laufen garnicht mit und wieder Andere müssen wie ich noch ran.
Je mehr die Zeit fortschreitet, desto öfter prüfe ich wo sich Geri gerade befindet. In Anbetracht der enormen Hitze schlägt er sich hervorragend. Doch ein Blick auf die Spitzenläufer offenbart, dass selbst die Weltelite nicht mit der extrem straffen Schätzung von Adidas mithalten kann. Mein Start würde sich also auf alle Fälle noch nach hinten hinausschieben – verglichen mit unserer vorsichtigen Schätzung von 16-17 Uhr vom Vortag.
Das Rennen – Adidas Infinite Trails Worldchampionships 2019 Loop 3
Um 17:38 Uhr rollt mein Teampartner der Bikeklinik nach 60 Kilometern, 3600 Höhenmetern und mit einer Zeit von 09:03:22 im Ziel ein. Wir klatschen ab und meine Reise beginnt!
Einmal durch den Ort Bad Hofgastein gehts hinaus auf die Achenpromenade. Ich quere die Gasteiner Ache und nach einem kurzen Asphaltstück hole ich schon die ersten zwei Kontrahenten ein. Sie machen keine Anstalten bei der mäßigen Steigung zu laufen. Sind wohl eher von der gemütlichen Sorte. Der Trail führt nun teilweise recht steil durch den Wald bis zur ersten Verpflegungsstation nach gut 5 Kilometern, der Fundner Heimalm.
Im Anschluss gehts über den steilen Hytonga-Trail bis zur Biberalm (8.3 Kilometer). Gut die Hälfte der Höhenmeter liegen hinter mir. Das Highlight der Strecke aber liegt mir noch bevor. Etwas mehr als 1 Stunde stehen auf der Uhr und die Sonne steht nun zwar noch nicht wirklich tief, aber sie sorgt trotzdem schon für teils zauberhafte Stimmung. Von der Biberalm gehts über ein Hochplateau hinauf zum Jedlkopf, dem höchsten Punkt der Strecke. Ein fantastischer Singletrail mit atemberaubender Aussicht lassen den Wettkampf für eine nicht unerhebliche Zeit wirklich etwas in den Hintergrund rücken. Der Moment hier ist gerade ganz groß!
Auf dem Jedlkopf angekommen nehme ich einen beherzten Schluck aus meiner Flask und schnaufe ein paar Sekunden durch. Wie ein Schwamm versuche ich diese genialen Vibes aufzusaugen – mir gehts gut, der Körper spielt mit und ich liege wirklich gut in der Zeit. Aber ich weiß auch, dass das nicht immer so sein wird. Deshalb muss jetzt Vitamin D und Serotonin gebunkert werden! Hier entsteht auch dieses Foto, das den wunderbaren Grattrail schön zeigt, der mir bevorsteht!
Weiter gehts hinüber zum Seebachkatzenkopf. Gut 500 Höhenmeter gehts nun bis zur Präaualm nach unten. An dieser Verpflegungsstelle verweile ich ein paar Minuten und nehme mir die Zeit Kohlenhydrate einzulagern. Auch wird hier gecheckt, ob ich eine Stirnlampe dabei habe. Hab ich natürlich. Bevors nun ganz hinunter ins Tal geht muss ich erst nochmal über den „Dorfer Himmel„. Die 200 Höhenmeter „dagem nummoi richtig„! Die Beine sind nun schon etwas schwer.
Es geht Bergab!
Der bevorstehende Abstieg von 1900 auf 800 Meter über Normalnull wird interessant. Wird das Knie halten, bekomm ich sonst Probleme? Glücklicherweise ereilt mich nichts dergleichen. Nach den ersten steilen Metern durch unwegsames Gelände, die aber zu überzeugen wissen, kommt abermals die ungeliebte Forststraße. Und was für eine! Gut 35 Minuten gehts auf der Bergautobahn nach Dorfgastein. Heute aber macht mir das relativ wenig. Mein Schuhwerk ist aber auch für diese Art eher ausgelegt als der Rennschuh vom Donnerstag.
Die letzten Meter durch Dorfgastein tragen einen die Zuschauer förmlich mit ihren Anfeuerungsparolen. Egal ob direkt an der Straße, aus einem Biergarten heraus oder vom Balkon hinab: Du wirst ausnahmlos angefeuert und motiviert. Das hab ich so noch nicht erlebt. Als wäre das ganze Gasteinertal nur wegen dir hier um dich anzufeuern. Genial!
Mit gefüllten Speichern gehts auf die letzten 13 Kilometer und 400 Höhenmeter. Und dann passiert das Unvermeidbare. Auf dem Flachstück werden die Beine immer schwerer. Der Körper signalisiert, dass er doch bitte nun nicht mehr solchen Strapazen ausgesetzt werden will. Mir wird kurz mal etwas übel. Ich nehme also ein bisschen Tempo raus und versuche alle paar hundert Meter einen kleinen Schluck Wasser zu mir zu nehmen. Ohne ein solches Tief kommt wohl niemand aus. Jetzt heißt es mental stark zu bleiben. Der letzte Anstieg kommt – Stöcke einrasten lassen und versuchen den Rhythmus zu finden. Es klappt! Die Übelkeit verschwindet und die mittlerweile verkürzte Oberschenkelmuskulatur kann ich mit kurzen Dehneinlagen nochmal zum Arbeiten motivieren.
Mittlerweile ist die Nacht schon gehörig hereingebrochen. In der Dämmerung mach ich mich mit Jan vom Team run Sektion Kekse auf den letzten Downhill. Bei dem Gespräch rücken die kleinen Wehwechen nochmal etwas in den Hintergrund. Im Tal angekommen müssen noch knapp 4 Kilometer entlang der Gasteiner Ache zurückgelegt werden. Ich bekomme die Zweite Luft und kann mich etwas von Jan absetzen. Ich setze einen kurzen Funkspruch ab. Hoffentlich sind meine Teamkollegen bereit für den Finish Loop! Ohne den gibts ebenfalls keine Wertung…
Die letzten Meter
Es ist circa 22:15 Uhr als ich auf die letzten Meter nach Bad Hofgastein abbiege. Je näher ich dem Ortkern komme, desto mehr Menschen tummeln sich noch an und um die Strecke. Sobald sie einen Läufer erspähen wird angefeuert was das Zeug hält. Mein Körper kratzt die letzten Reste an Glückhormonen zusammen und spendiert mir ein Runners High der besonderen Art. Der Einlauf in die Alpgartenarena ist wohl einer der genialsten Moment, die ich bisher im Sport erlebt habe. Geri und Eva stehen bereit. Zusammen gehen wir auf die letzten 700 Meter, die uns nochmal durch den Ort führen und uns unseren Erfolg voll auskosten lassen! Zu Dritt erreichen wir nach insgesamt 18:14:14 das Ziel bei den Adidas Infnite Trails Worldchampionships 2019!
In Worten: Achtzehn Stunden Vierzehn Minuten und Vierzehn Sekunden
Für meinen LOOP 3 ( 40K, 2100hm ) habe ich 04:31:17 benötigt. Mit der Zeit bin ich extrem glücklich. Timothy Olson vom Gewinnerteam adidas TERREX 4 benötigte 04:00:01.
Das Team und ich sind auf diese Leistung zurecht überaus stolz. Mit dieser Zeit reihen wir uns auf einem starken 50. Platz ein. Von den gestarteten 200 Teams haben es lediglich 98 Teams in die Wertung geschafft. Die Restlichen wurden entweder aufgrund verpasster Cut-Off-Zeitlimits oder aktivem Rennaustritt (DNF – Did not finish) nicht in die Wertung aufgenommen.
Fazit
Die Teilnahme bei den Adidas Infinite Trails 2019 war für mich das wohl eindrucksvollste zusammenhängende Einzelsport, an dem ich bisher teilgenommen habe. Adidas hat hier wirklich ein extrem gut orgainisiertes und professionelles an den Start gebracht, das sich wohl etablieren wird. Hervorzuheben ist die extrem gute Streckenmarkierung, der Fokus auf ein nachhaltiges Event und eine absolut herausragende Atmosphäre – egal ob im eigens dafür beschlagnahmten Ortskern von Bad Hofgastein oder bei den Streckenposten auf 2000 metern Höhe. Dieses Event macht einfach nur Bock auf Trailrunning und Teil dieser Community zu sein!
Tina 7. Juli 2019
Beeindruckende Leistung und sehr cool zu lesen.
TimoTasty 7. Juli 2019 — Autor der Seiten
Hallo Tina, danke für dein positives Feedback! 🙂
Ludwig 12. Juli 2019
Super Team, tolles Event, der Bericht macht Lust auf Trailrunning. Lesen ist aber angenehmer.
Unglaubliche Leistung, bin schwer beeindruckt.
Geri 6. August 2019
Mit einem Glas Rosé liest sich der Bericht noch besser.
Super Artikel und super Leistung auf Loop 3.
Vielleicht schaffen wir ja 2020 wieder eine Wiederholung.
TeamBÖF – BayrischÖsterreichischeFreundschaft
Liebe Grüße
TimoTasty 13. August 2019 — Autor der Seiten
Servus Geri,
freid mi wenn er gschmeckt hat 😀
Na des hört sich doch mal nach einer spitzen Idee an!
Ich wär auf alle Fälle schon wieder heiß drauf 😉
LG Timo