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Über die Thorau Almen auf den Hochfelln

Diese Tour ist schon fast ein Jahr her. Ende März letzten Jahres, mitten in der heißen Prüfungsphase fiel mein geplagter Blick nach draußen in den Garten. Sonne, für den März doch recht stattliche Temperaturen und mein innerer Drang dieser Farce nur für einen kurzen Augenblick zu entfliehen rissen mich schneller von meinem Stuhl hoch als jemand „Qualitative Personalplanung“ sagen kann. Und da der Zeitpunkt für diese Tour durchaus von Relevanz ist will ich sie euch nicht vorenthalten.

Die Rede ist, wie der Überschrift unschwer zu entnehmen, vom Hochfelln. Eines der Aushängeschilder der Chiemgauer Alpen. Sogar für eine Autobahnraststätte muss der Berg seinen Namen hergeben. Da der Hochfelln seit 1970 durch eine Seilbahn erschlossen ist kommt man auch nur mit dem Öffnen des Portmonnaies in den Genuss seiner Aussicht. Und natürlich nicht zuletzt kennt man dieses prominente Stück Stein, vor allem in der Trailrunning-Szene, da er in Dieser eine Vorreiterrolle eingenommen hat – bereits seit 1974 gibt es den Hochfellnberglauf. Jedes Jahr im Oktober stürmen rund 300 Teilnehmer den Gipfel in Bestzeiten unter 40 Minuten. 2017 war ich das erste Mal an der Strecke und konnte die Athleten aus nächster Nähe fotografieren. Hier der Berchtesgadener Bergsportler Anton Palzer, der später einen überragenden 2. Platz belegt hat.

Anton Palzer

Der Hochfelln ist also ein sehr geschäftiger Berg. Es gibt durchaus unberührtere Gipfel hier in der Gegend. Und genau deshalb will ich euch von dieser Tour – zu dieser Jahreszeit – erzählen. Denn sie ist absolut empfehlenswert.

Ausgangspunkt ist der Parkplatz an der Staudigelhütte. Der obligatorische Ausrüstungscheck liefert folgendes Ergebnis:

Um 12:30 Uhr breche ich in leichtem Laufschritt auf. Nach wenigen Metern passiere ich die Glockenschmiede (faule Kollegen finden auch hier noch einen Parkplatz) und laufe weiter auf dem breit ausgebauten Forstweg. Wenige Momente später führt der Aufstieg in den Wald und wird etwas steiler. Gut um reinzukommen – ja. Landschaftlich dafür eher bescheiden. Ich halte also das Tempo hoch und versuche so schnell wie möglich in schöneres Terrain zu kommen. Nachdem es gut 10 Minuten monoton Bergauf ging zweigt sich links ein Weg ab. In der Ferne erspähe ich eine Brücke und eine kleine Hütte. Selten war die Entscheidung einfacher. Runter von diesem faden Forstweg, mal sehen wo’s da lang geht. Und tatsächlich, für ein paar Minuten kann ich der ewiggleichen planierten Forstautobahn auskommen und schonmal eine Prise „echter“ Natur schnuppern. Schlussendlich führen die beiden Wege wieder zusammen, aber man muss nehmen was man kriegt. Nach gut 30 Minuten ist es dann geschafft.

Mit jedem Schritt wird mein Grinsen ein kleines bisschen breiter. Links türmt sich die Nesslauer-Schneid auf und rechts erhebt sich die Thorau-Schneid über mich. Irgendwie fühle ich mich geborgen. Dazu tragen sicher auch die schlagartig steigenden Temperaturen bei. Aus dem noch vom morgendlichen Tau überzogenen Wald geht’s direkt in den windgeschützten Talkessel, in dem die Sonne schon ordentlich Zeit hatte die Luft aufzuheizen. Ich werfe mich in an die Umgebung angepasste Schale und werde dabei abermals von skeptischen Wiederkäuern beobachtet.

läuft bei mir – kann weitergehn

Von hier aus sind es nur noch wenige Meter bis ich die Thorau-Almen sehen kann. In Verbindung mit den Überresten vom Winter machen sie schon ein sehr geniales Bild inmitten dieser ohnehin schon schönen Umgebung.

Vorbei an den Almen gehts über eine kleine Brücke nach rechts oben weg. Die Forststraße endet hier und ich muss meinen Weg fortan auf grünem Untergrund beschreiten. Einige Passagen auf dieser Kuhweide sind wie ein Mienenfeld. Passe ich nicht auf steckt mein Fuß in einem mit Wasser gefüllten Hufabdruck. Das passiert mir durchaus nicht nur einmal 😀
Glücklicherweise ändert sich das Geläuf rasch wieder und ich muss mich in wirklich brütender Hitze Serpentinen hinaufschleppen. Der Schweiß läuft wie in den Bächen der abschmelzenden Schneereste nur so. An der nächsten Abzweigung lege ich eine kurze Pause ein. Die letzten Meter waren anstrengend. Viele unterschiedlich hohe Stufen, Mittagssonne und mein fragwürdiger Fitnesszustand ergeben keine optimale Kombination.

Was sagt die Uhr? 6 km bin ich unterwegs und habe dafür 1h06m gebraucht. Ich orientiere mich kurz. Links gehts Richtung Weißgrabenkopf – rechts gehts zum Hochfelln. Wer hier mal links abbiegen will sollte meinen Blogeintrag zu diesem Abenteuer vielleicht vorher noch lesen – Klick 🙂
Jetzt gehts natürlich nach rechts. Über felsiges Terrain gehts steil nach oben ehe ich mich umringt von Latschen und knietief im Schnee stehen sehe. OH NO – das kann ich mal garnicht gebrauchen…

oh no facepalm GIF

Ein Positives hat das Ganze: Von hier aus kann ich mein Ziel schon fast sehen. Das motiviert mich. Ich wäre zwar ohnehin jetzt nicht umgekehrt aber meiner Laune ist das schon zuträglich. Ich stapfe also gemächlich dahin und bereits nach circa 500 Metern treffe ich auf den Hochfelln Rundweg. Zwar sind hier auch noch ein paar Schneeverwehungen aber ich bin dem Ziel bereits sehr nahe. Ich laufe den Rundweg entlang und komme nach kurzer Zeit unterhalb der Kapelle raus. Schlussspurt – vorbei am Gotteshaus und rüber zum Gipfelkreuz! 🙂

Lasst das Foto mal ein bisschen wirken. Und jetzt kommt das beste an der Sache hier. Ende März fährt keine Seilbahn. Ich stehe komplett alleine auf dem Gipfel und sperre meine Lauscher gaaaanz weit auf.

N I C H T S

Magisch. Der Ausblick ist ohnehin nicht zu toppen. Das Bayrische Meer, der Chiemsee, liegt in fast greifbarer Nähe. Auf der anderen Seite kann ich den Blick über die noch vollkommen verschneiten Zentralalpen genießen und irgendwo dazwischen stehe ich und kann mein Glück kaum fassen 🙂

Nach dem großen Staunen lege ich mich noch auf die Bank auf der Rückseite der Kapelle. Es ist windstill, warm und ich penn erstmal volle 45 Minuten weg 😀

tired good night GIF

Nach dem Napfei gehts einfach den gleichen Weg wieder zurück. Da der Tag/das Wetter einfach nicht schlecht werden will gibts bei den Thorau-Almen sogar nochmal eine Pause. Es ist einfach mega spitze hier oben und ohne eine weitere Menschenseele kann man definitiv abschalten und sich neu sammeln. Genau das wollte ich ja erreichen.

Fazit: Die Tour ist ohne Zweifel zu fast jeder Jahreszeit zu empfehlen. Sie ist weder groß anstrengend noch technisch schwierig und hat landschaftlich so einiges zu bieten. Der Zustieg über die Forststraße nervt zwar etwas, aber dafür wird man ja später ordentlich entlohnt 🙂

 

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